10. September 2015

Traditionelle Polsterung



Unter dem Begriff „Traditionelles Polstern“ ist entsprechend der Stilepoche die handwerkliche Arbeitstechnik
und das zu seinerzeit verwandte Material zu verstehen.

Im Mittelalter spannte man nur Leder oder Fell über eine Holzfläche und nutzte das als Sitzfläche. Bekannt dafür ist symbolisch der Schemel. Erst ab der Barockzeit wurde eine Schicht Stroh darunter gelegt, damit man weicher und bequemer saß. So entwickelten sich im Laufe der Stilepochen die Polsterungen. Beim Stuhl wurde nun auch die Rückenlehne gepolstert und bespannt. Mit dem Spätbarock erhielten die Sitzmöbel noch mehr Komfort und Bequemlichkeit durch gepolsterten Armlehnen und Seitenteile.




In der Rokokozeit entstanden wahre Kunstwerke  – auch an Sitzmöbeln. Wie so oft in der Geschichte ist Frankreich Vorreiter dieser Entwicklung. Gestelle mit sichtbaren Holzteilen und deren Schnitzereien werden entworfen und gepaart mit einem üppigen Polsteraufbau und den mustergeprägten Stoffen aus Samt und Seite handwerklich hergestellt.


In Frankreich wurden diese Arbeiten von der neuen Zunft der Tapissè mit viel Feingefühl ausgeführt. Im deutschen Reich übernahmen die Sattler diese Arbeiten. Über die Jahrhunderte entwickelten sich die Polster-Gestellformen weiter und waren Bestandteil der jeweiligen Stilepoche. Gleiches galt auch für den Bezugsstoff mit deren Webarten und Motiven.

 



Der Polsteraufbau mit Gurtung, einzeln geschnürten Federn, einem Festpolster sowie einem Feinpolster hielt sich so über die Jahrhunderte, wobei bei es bei jeder Stilepoche besondere Details in der Arbeitstechnik und bei den Materialien gab. Bis in die 1960ige Jahre hielt sich dieser Polsteraufbau und ab Beginn der Herstellung von Schaumstoffen wurde diese traditionelle Polstertechnik durch eine neue und modernere Polstertechnik abgelöst.



Für Liebhaber historischer Polstermöbel ist bei einer Aufpolsterung und einem Neubezug die traditionelle Handwerkstechnik anzuwenden.

Übrigens wussten Sie, dass es durch die beiden Entwicklungen – Tapissè in Frankreich und den Sattlern in Deutschland – zwei unterschiedliche Schnürungsarten der Federn gab.
Bis noch vor 20 Jahren wusste man am Sitzgefühl, wann man sich in ein französisches Auto oder in ein deutsches Auto setzte. Und trotz aller Europäisierung versinkt man in Frankreich
Immer noch mehr im Polstersessel. Die Sattler in Deutschland haben eben den Polsteraufbau fest und hart ausgeführt und die Franzosen bzw. die Tapissres mit Gefühl es weich betont.
 

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