10. September 2015

Moderne Polsterung



Unter dem Begriff „Moderne Polsterei“ versteht man die seit den 1960 iger Jahren neuen und modernen Polstertechniken. Grundlage dafür waren die neu entwickelten chemischen Verfahren, um Schaumstoffe herzustellen. In der Polsterei ersetzten Schaumstoffe das Fest- und Feinpolster. Bisher einzeln gekannte Federn werden industriell zu Federkörben und Federkernen verarbeitet. So wird die Polsterei einfacher und effizienter. Holzteile der Gestelle sind kaum noch sichtbar und werden überpolstert. Formteile von Schaumstoffen ermöglichen eine größere Formenvielfalt der Polsterungen.



Der solide Aufbau eines Polstermöbels ist dennoch bis heute geblieben: Holzgestell (meist Buche), Gurtgrund, Federaufbau, Polsterschaum und Möbelbezug. Diese wertigen Polstermöbel, in verschiedenen Polstermanufakturen gefertigt, stehen für Qualität. Hier ist es
immer sinnvoll nach einem Gebrauchsverschleiß einen Neubezug durchzuführen. Dabei
aber auch durch ein neues Gestaltungskonzept mit anderen Bezügen dies wie neu wirken zu lassen.


Wie in jeder Branche gibt es aber immer wieder Auswüchse und Entwicklungen, wo man ökonomisch betrachtet Fragen stellen muss: Massenproduktion auf Kosten der Umwelt und letztendlich langfristig auf Kosten des Verbrauchers.


In neu entstandenen Polsterfirmen – mittlerweile ins Ausland verlagert - werden keine Holzgestelle mit Dübel und Zapfen mehr verwendet, sondern man nagelt und schraubt Spanplatten als Gestell zusammen. Statt einem Gurtgrund baut man Wellenfedern ein und behauptet von einem Federgrund. Vielmals wird auch das weggelassen. Und dann kommt ein Schaumstoffblock darüber. Der Bezug darüber ist trendig. Seine Funktion ist auch alles darunter einfach nur zu verdecken. Wenn es bei solchen Polstermöbeln zu Reparaturanfragen kommt, liegen meist die Mängel unterhalb des Bezugstoffes.


Bei einer Neuanschaffung eines Polstermöbels beraten wir Sie gern. Wir haben einen Überblick über die Polsterfirmen, wo der Aufbau ganz solide erfolgt. Und ganz individuell
haben wir in den letzten Jahren auch mehrfach selbst neue Polstermöbel hergestellt.



Traditionelle Polsterung



Unter dem Begriff „Traditionelles Polstern“ ist entsprechend der Stilepoche die handwerkliche Arbeitstechnik
und das zu seinerzeit verwandte Material zu verstehen.

Im Mittelalter spannte man nur Leder oder Fell über eine Holzfläche und nutzte das als Sitzfläche. Bekannt dafür ist symbolisch der Schemel. Erst ab der Barockzeit wurde eine Schicht Stroh darunter gelegt, damit man weicher und bequemer saß. So entwickelten sich im Laufe der Stilepochen die Polsterungen. Beim Stuhl wurde nun auch die Rückenlehne gepolstert und bespannt. Mit dem Spätbarock erhielten die Sitzmöbel noch mehr Komfort und Bequemlichkeit durch gepolsterten Armlehnen und Seitenteile.




In der Rokokozeit entstanden wahre Kunstwerke  – auch an Sitzmöbeln. Wie so oft in der Geschichte ist Frankreich Vorreiter dieser Entwicklung. Gestelle mit sichtbaren Holzteilen und deren Schnitzereien werden entworfen und gepaart mit einem üppigen Polsteraufbau und den mustergeprägten Stoffen aus Samt und Seite handwerklich hergestellt.


In Frankreich wurden diese Arbeiten von der neuen Zunft der Tapissè mit viel Feingefühl ausgeführt. Im deutschen Reich übernahmen die Sattler diese Arbeiten. Über die Jahrhunderte entwickelten sich die Polster-Gestellformen weiter und waren Bestandteil der jeweiligen Stilepoche. Gleiches galt auch für den Bezugsstoff mit deren Webarten und Motiven.

 



Der Polsteraufbau mit Gurtung, einzeln geschnürten Federn, einem Festpolster sowie einem Feinpolster hielt sich so über die Jahrhunderte, wobei bei es bei jeder Stilepoche besondere Details in der Arbeitstechnik und bei den Materialien gab. Bis in die 1960ige Jahre hielt sich dieser Polsteraufbau und ab Beginn der Herstellung von Schaumstoffen wurde diese traditionelle Polstertechnik durch eine neue und modernere Polstertechnik abgelöst.



Für Liebhaber historischer Polstermöbel ist bei einer Aufpolsterung und einem Neubezug die traditionelle Handwerkstechnik anzuwenden.

Übrigens wussten Sie, dass es durch die beiden Entwicklungen – Tapissè in Frankreich und den Sattlern in Deutschland – zwei unterschiedliche Schnürungsarten der Federn gab.
Bis noch vor 20 Jahren wusste man am Sitzgefühl, wann man sich in ein französisches Auto oder in ein deutsches Auto setzte. Und trotz aller Europäisierung versinkt man in Frankreich
Immer noch mehr im Polstersessel. Die Sattler in Deutschland haben eben den Polsteraufbau fest und hart ausgeführt und die Franzosen bzw. die Tapissres mit Gefühl es weich betont.
 

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